Regine Birkner

Kurzbiografie

Regine Leonore Birkner, 1957 in München geboren. Auf Nebenwegen und verschlungenen Pfaden wurde sie zur interdisziplinären intuitiven Improvisationskünstlerin. 2005 beschloss sie, sich verstärkt dem kreativen Ausdruck zu widmen, der sie seit ihrer Jugend begleitete, aber immer im Hintergrund blieb. Die späte Erkenntnis, dass niemand genau zuhörte war ihr Anlass zu der Hoffnung, dass vielleicht genauer gelesen als gehört würde. Die Illusion zerrann, das Schreiben blieb.

2008 begann sie damit, einige ihrer Texte zu vertonen und gesangstauglich zu machen, nannte die Ergebnisse melocharismatische Chansons und präsentiert diese als Greta Mulhouse auf der Bühne.

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Aktuelles Buch

(G)dicht oder nicht

Die melocharismatischen Chansons der Greta Mulhouse und andere Texperimente von
Regine Leonore Birkner

Zum Buch

Wer ist Greta?

Greta Mulhouse ist Dichterin und Diseuse mit Hang zum Gattenmord. Wenn Regine Leonore Birkner als eben diese Kunstfigur auftritt und ihre ,melocharismatischen Chansons´ vorträgt, dann ist das ganz wunderbar französisch. Greta ist einfach eine Wuchtbrumme, die man erleben muss. Die gute Nachricht: Die Chansons der Greta Mulhouse und andere ,Texperimente´ können in (G)dicht oder nicht nachgelesen werden.

Schon rein äußerlich ist das Buch ein Hingucker, das Format so schlank und elegant – das kleine Schwarze unter den Gedichtbänden. Wobei ,Gedichtband´ wohl zu wenig gesagt ist. Schließlich versammeln sich neben den Chansons und humoristischen Gedichten auch absurde Dialoge und Assoziations-Gerüste. Zu Recht stellt da der Titel die Frage: (G)dicht oder nicht? Die geläufige literaturwissenschaftliche und wohl kaum an Allgemeinheit zu übertreffende Bestimmung des Gedichts als ,Rede in Versen´ erfüllen alle Texte Birkners. Ob sie sich in enger gefasste Definitionen zwängen lassen, darüber kann man streiten. Aber warum sollte man das tun?

Und so ist der Titel vielleicht nicht nur Frage, sondern auch gleichzeitig Antwort: Auf den 200 Seiten sind Gedichte zu finden. Aber eben auch nicht. Denn wen kümmern schon solche Kategorien? Und wen kümmert es, ob die Autorin noch ganz dicht ist?

Birkner schreibt, was ihr gefällt – weit davon entfernt, sich Gattungsregeln zu unterwerfen. So kann ein Text aus einem einzigen Satz bestehen oder sich über mehrere Seiten erstrecken. Die Themen sind nicht unter ein Stichwort zu fassen, sie reichen vom Besuch beim Proktologen und großen Existenzfragen bis hin zu alternden Körpern und Sex im Aufzug. Das, was sie schreibt, ist geprägt von präzisem Sprachgefühl, von schwarzem Humor, von einem außergewöhnlichen Talent, Klänge, Bilder und Rhythmus zu kleinen Kunstwerken zu formen. Und: von viel Liebe zu Worten. Insbesondere in den absurden Dialogen und den Assoziations-Gerüsten werden sie von allen Seiten betrachtet, seziert, in immer neuen Bedeutungszusammenhängen wiederholt und auf einzelne Buchstaben reduziert. Das kann sehr tiefgründig sein, oft ist es komisch und immer verliert man sich in den Bildern und dem Spiel mit den Worten.

Regine Leonore Birkner verquickt Humor und Alltagsbetrachtungen mit einem Feingefühl für Worte und Klänge; Leichtigkeit trifft auf Tiefgründigkeit. Und was dabei herauskommt ist wunderbarste Wortakrobatik. Da ist es doch ein erstrebsamer Wesenszug, nicht ganz dicht zu sein.